Wie wir unsere Wohnung in NYC fanden - ein Wunder!
Als wir letzten Dezember eine Wohnung in New York City suchten, dachte ich – nein, hoffte ich –, dass sich die ganze Geschichte nicht nochmals wiederholen würde. Hier könnt ihr die ursprüngliche Geschichte von unserem ersten Wohnungswunder lesen. Dass es dieses Mal noch viel stressiger werden würde, habe ich jedoch nicht geahnt. Wunder sind eine sehr beeindruckende, berührende Sache, aber was wir dabei oft vergessen, ist die Zeit davor – die Zeit, in der man oft verzweifelt ist und selbst nichts mehr machen kann. Diese Phase könnte von mir aus gerne wegfallen, aber dann würde man wahrscheinlich das Wunder nicht als Wunder anerkennen.
Joshua und ich wohnten die letzten 7 Monate zur Untermiete in einer Wohnung in Williamsburg, Brooklyn. Am 1. Juli aber endete dieses Mietverhältnis, und deshalb begannen wir schon früh mit der Wohnungssuche, um eine Situation wie beim letzten Mal zu vermeiden. Zweieinhalb Monate (das ist für NYC sehr früh) im Voraus stöberten wir durch allerhand Webseiten und Facebook, um etwas zu finden. Immer wieder mal konnten wir auch eine Wohnung besichtigen, aber entweder war sie extrem abgelegen oder ein richtiges Drecksloch – und so entschieden wir uns dagegen.
Als dann die letzten 3 Wochen anbrachen, wurden wir langsam nervös. Wir begannen nach den Besichtigungen zu streiten, weil einer von uns das Gefühl hatte, dass wir die Wohnung nehmen müssten, da wir nicht wählerisch sein dürften, und der andere sich niemals vorstellen konnte, in der Wohnung zu leben. Josh wollte nicht völlig ab vom Schuss leben, und ich wollte keinen Schimmel im Badezimmer… Nach etwa drei Diskussionen realisierten wir, dass wir beide versuchten herauszufinden, wo wir Kompromisse eingehen mussten. Wir erlaubten einander auch, „Nein“ zu einer Wohnung sagen zu dürfen. Es waren wir zwei zusammen gegen das Problem – und nicht gegeneinander! Wir informierten auf diversen Kanälen, dass wir auf Wohnungssuche sind, und beteten selbst und in der Kleingruppe der Kirche immer wieder dafür.
Ich wusste, dass Gott uns nicht hängen lassen würde, aber trotzdem waren wir beide sehr gestresst, als wir eine Woche vor dem Auszugstermin immer noch nichts hatten. Die letzte Woche lebten wir sozusagen auf den Websites. Joshua schrieb auf Facebook so vielen Leuten, dass er vom Schreiben geblockt wurde! Wir waren hauptsächlich auf der Suche nach einem WG-Zimmer, da wir uns eine Wohnung alleine momentan nicht leisten können. Ein günstiges Studio kostet je nach Ort 2000–4000 Dollar, und dann muss man hier das 40-Fache der Monatsmiete im Jahr verdienen (d. h. 80k–160k im Jahr!!!). Die meisten WGs jedoch wollten keine Paare, und so wurden wir immer wieder abgewiesen.
Drei Tage vor dem Auszug hatten wir immer noch nichts, als Joshuas Chefin uns schrieb, ob wir immer noch eine Wohnung suchten. Sie hatte von einem Kollegen gehört, der erst gerade in eine Wohnung in einem sehr schönen Stadtteil von New York eingezogen war und einen Mietvertrag für ein Jahr unterschrieben hatte. (Mietverträge werden hier meistens für jeweils 12 Monate gemacht und können jedes Jahr erneuert werden.) Dann aber fand er seine Traumwohnung und unterschrieb dort auch einen Vertrag – in der Hoffnung, so schnell wie möglich jemanden für die alte Wohnung zu finden. Die Wohnung war als 3-Zimmer-Wohnung ausgeschrieben, mit der Möglichkeit, alles selbst zu mieten oder eine WG zu gründen. Da wir uns die volle Wohnung nicht leisten konnten, meldeten wir uns für die WG-Option. Eine andere Frau meldete sich für dasselbe, und nach kurzem Absprechen entschieden wir uns, zusammen die Wohnung zu nehmen. Am Samstag, dem 28. Juni, unterschrieben wir den Vertrag und schickten auch gleich die Miete. Am Sonntag, dem 29. Juni, sollten wir den Schlüssel abholen können, und am Montag, dem 30. Juni, einziehen. Am Sonntag aber erhielten wir die Nachricht, dass die andere Frau den Mietvertrag doch nicht unterschrieben hatte und wir nun keine Mitbewohnerin hätten. Joshuas Chefin schrieb ihrem Kollegen immer wieder, dass er an uns vermieten solle, da wir so nette Leute seien, sie wisse, dass wir die Miete bezahlen können und dass wir Christen seien.
Zu sagen, dass Josh und ich sehr gestresst waren, lässt sich wohl erübrigen. Keinen Mitbewohner zu haben, konnte zwei Dinge bedeuten: Entweder wir würden rausgeschmissen, oder der Mieter wäre so nett und würde uns dort wohnen lassen und die Hälfte der Miete selbst übernehmen.
Am Sonntagabend gingen wir zur Schlüsselübergabe und wurden gleich mal fürs Krisengespräch aufs Sofa gesetzt. Ich war natürlich während des ganzen Gesprächs den Tränen nahe und war Josh so dankbar, dass er das Sprechen übernahm. Der Vermieter war sehr nett, und wir einigten uns darauf, dass wir mithelfen würden, einen Mitbewohner zu finden und wir dafür einziehen dürften. Wir waren so erleichtert!
Am Montag, dem 30. Juni, zügelten Josh und ich bei 33 Grad, schwüler Luft vom 4. Stockwerk ohne Lift in die neue Wohnung – zum Glück mit Lift, aber ohne Klimaanlage. Wir feierten unseren 7. Hochzeitstag mit der größten Pärchen-Challenge – einem Umzug!
Momentan sind wir in der Endphase der Mitbewohnersuche und warten noch, bis die neue zukünftige Mitbewohnerin den Vertrag unterschreibt. Wir fühlen uns in der neuen Wohnung aber schon sehr wohl, und die Gegend gefällt uns sehr! Wir wohnen fast in Downtown Brooklyn! Wir sind immer noch am Einrichten, was man an den verschiedenfarbigen Vorhängen erkennen kann und daran, dass ich nur die Hälfte der Küchenkästchen erreichen kann. (Trittleiter kommt heute per Post) Aber auch dieses Mal hat Gott für uns gesorgt und uns nicht in irgendeinen Schuppen gestellt, sondern uns mit einer sehr schönen Wohnung in Toplage versorgt – auch wenn es wieder mal Last Minute war!